10.12.2021 – Das Krankheitsbezogene Kompetenznetz Multiple Sklerose (KKNMS) in Zusammenarbeit mit der der Neuromyelitis Optica Studiengruppe (NEMOS) und der Deutsche Multiple Sklerose Gesellschaft (DMSG) stellen das neue Kapitel des Qualitätshandbuchs zu dem NMOSD-Medikament Satralizumab vor.
Das Qualitätshandbuch des KKNMS ist eine Handreichung für Ärzte, die MS- / NMOSD-Patienten behandeln. Satralizumab ist ein humanisierter monoklonaler anti-Interleukin-6 (IL-6) Rezeptor-Antikörper und wurde spezifisch für die NMOSD-Therapie entwickelt. Eine neue Recycling-Technologie unterscheidet Satralizumab von dem bekannten anti-IL-6 Rezeptor Antikörper Tocilizumab, wodurch es mehrfach an der Zielstruktur binden kann. Ziel ist es bei der NMOSD die durch IL-6 vermittelten Entzündungskaskaden zu inhibieren, und durch die IL-6 Blockade auch die Differenzierung von B-Zellen in antikörperproduzierende Plasmablasten zu unterbinden. Satralizumab wird nach einer Aufdosierungsphase (Woche 0, 2 und 4) – alle 4 Wochen mit 120 mg durch den behandelnden Arzt oder selbständig durch die Patienten subkutan appliziert.
Satralizumab wurde im Juni 2021 von der Europäischen Arzneimittelagentur (EMA) als subkutane Monotherapie oder in Kombination mit einer immunsuppressiven Basistherapie zur Behandlung von anti-Aquaporin-4-Immunglobulin G (AQP4-IgG)-seropositiven Neuromyelitis-optica-Spektrum-Erkrankungen (NMOSD) bei Jugendliche ab einem Alter von 12 Jahren sowie für Erwachsene zugelassen.
„Wir begrüßen diese neue Behandlungsoption, welche die Behandlungsmöglichkeiten der AQP4-IgG-seropositiven NMOSD verbessert und erweitert“, so Prof. Tanja Kümpfel, Leiterin der Neuroimmunologischen Ambulanz des LMU-Klinikums München und Mitglied des KKNMS Vorstands.
PatientInnen, die Satralizumab erhalten, sollten regelmäßig von spezialisierten und in der Therapie der NMOSD erfahrenen ÄrztInnen betreut werden. Der Erkrankungsverlauf sowie die erforderlichen Kontrolluntersuchungen sollten überwacht werden. Insbesondere wenn PatientInnen die Injektionen regelmäßig selbständig zu Hause durchführen, müssen die erforderlichen Kontrolluntersuchungen gewährleistet sein. In Zusammenarbeit mit der Neuromyelitis optica Studiengruppe (NEMOS) gibt das KKNMS im neuen Kapitel des Qualitätshandbuchs Empfehlungen zum Einsatz von Satralizumab und zu Kontrolluntersuchungen vor sowie während der Therapie.
Das Qualitätshandbuch entsteht in enger Zusammenarbeit mit der Neuromyelitis Optica Studiengruppe (NEMOS) und in Abstimmung mit der DMSG.
Auf dem Gebiet der Multiple Sklerose und der Neuromyelitis optica Spektrum Erkrankungen hat sich in den letzten Jahren einiges bewegt, so dass in 2021 erneut verschiedene Ergänzungen und Überarbeitungen zu bereits bestehenden Kapiteln des Qualitätshandbuches vorgenommen wurden und nun ebenfalls online verfügbar sind. „Unsere Handbücher bieten ein von der Pharmaindustrie unabhängiges Instrument zur Qualitätssicherung der Versorgung von Patienten mit MS und NMOSD. Um Neurologen die Arbeitsabläufe im Praxisalltag zu erleichtern, werden wir in 2022 das Qualitätshandbuch und die KKNMS-App in ein neues einfacher zu navigierendes Design überführen, welches für alle Endgeräte optimiert wird“, so Prof. Heinz Wiendl, Vorstandssprecher des Kompetenznetz MS, Vorstandsmitglied im Ärztlichen Beirat des DMSG-Bundesverbandes und Leiter der Klinik für Neurologie am Universitätsklinikum Münster. Prof. Judith Haas, Vorsitzende des DMSG-Bundesverbandes kommentiert hierzu, „Auch unsere Patientenhandbücher erhalten innerhalb des neuen Webdesigns einen Platz, so dass die digitale Lesbarkeit für unsere Patienten optimiert wird.“
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Der Abdruck ist frei.
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KKNMS
Das Krankheitsbezogene Kompetenznetz Multiple Sklerose (KKNMS) ist eines von bundesweit 21 Kompetenznetzen in der Medizin, die vom Bundesministerium für Bildung und Forschung initiiert wurden. Sie alle verfolgen das Ziel, Forscher zu spezifischen Krankheitsbildern bundesweit und interdisziplinär zu vernetzen, um einen schnellen Transfer von Forschungsergebnissen in die Praxis zu ermöglichen. Der Fokus der aktuellen KKNMS-Projekte liegt auf der langfristigen Verbesserung der MS-Diagnose, -Therapie und -Versorgung. Die Geschäftsstelle ist am Universitätsklinikum Münster angesiedelt.
DMSG, Bundesverband e.V.
1952/1953 als Zusammenschluss medizinischer Fachleute gegründet, vertritt die Deutsche Multiple Sklerose Gesellschaft (DMSG) die Belange Multiple Sklerose Erkrankter und organisiert deren sozialmedizinische Nachsorge. Die DMSG mit Bundesverband, 16 Landesverbänden und etwa 800 örtlichen Kontaktgruppen ist eine starke Gemeinschaft von MS-Erkrankten, ihren Angehörigen, fast 4.000 ehrenamtlichen Helfern und 276 hauptberuflichen Mitarbeitern. Insgesamt hat die DMSG fast 43.000 Mitglieder. Mit ihren umfangreichen Dienstleistungen und Angeboten ist sie heute Selbsthilfe- und Fachverband zugleich, aber auch die Interessenvertretung MS-Erkrankter in Deutschland. Schirmherr des DMSG-Bundesverbandes ist Christian Wulff, Bundespräsident a.D.
Multiple Sklerose (MS) ist eine chronisch entzündliche Erkrankung des Zentralnervensystems (Gehirn und Rückenmark), die zu Störungen der Bewegungen, der Sinnesempfindungen und auch zur Beeinträchtigung von Sinnesorganen führt. In Deutschland leiden nach neuesten Zahlen des Bundesversicherungsamtes mehr als 250.000 Menschen an MS. Trotz intensiver Forschungen ist die Ursache der Krankheit nicht genau bekannt.
MS ist keine Erbkrankheit, allerdings spielt offenbar eine genetische Veranlagung eine Rolle. Zudem wird angenommen, dass Infekte in Kindheit und früher Jugend für die spätere Krankheitsentwicklung bedeutsam sind. Welche anderen Faktoren zum Auftreten der MS beitragen, ist ungewiss. Die Krankheit kann jedoch heute im Frühstadium günstig beeinflusst werden. Weltweit sind schätzungsweise 2,8 Millionen Menschen an MS erkrankt.