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28.04.2021 – Das Krankheitsbezogene Kompetenznetz Multiple Sklerose informiert über die neue, subkutane Darreichungsform von Natalizumab und die daraus resultierenden Vorteile für Patienten mit hoch aktiver MS.

Etwa 15 Jahre nach der Einführung von Natalizumab als hochaktive Antikörper-Therapie bei Multipler Sklerose, wurden in den letzten Jahren in zwei kontrollierten Studien (Deliver und Refine) subkutane Darreichungsformen mit Dosisfindung getestet. In beiden Fällen handelt es sich um moderne, randomisierte Zulassungsstudien, die sowohl die subkutane Gabe als auch die notwendige Dosierung (150 mg vs. 300 mg) und Therapie-Frequenz (4 Wochen vs. 12 Wochen für die beiden Dosierungen) prospektiv untersuchen. Kurz zusammengefasst, hat das im Abstand von etwa 4 Wochen subkutan gegebene Natalizumab mit 300 mg (auf 2 Injektionsstellen verteilt), die gleiche hohe Schubratenreduktion wie das intravenös gegebene Natalizumab in der Standarddosierung von 300 mg alle 4 Wochen erzielt. Die Ausdehnung der Therapieintervalle auf 12 Wochen führte ebenso wie die Dosisreduktion auf 150 mg zu einem raschen Anstieg der Schubrate, so dass diese Therapiearme kurzfristig beendet wurden.

Mit der vorhandenen Zulassung ist es nun für Patienten mit hochaktiver Multipler Sklerose bei dieser Therapieoption viel einfacher, sich ohne die Notwendigkeit der klinisch-überwachten intravenösen Infusion und entsprechendem Zeitverlust bei Berufstätigkeit behandeln zu lassen. Prof. Wiendl, Sprecher des KKNMS, sieht „dies als große Chance, die unter Corona-Einschränkungen und –Auflagen laufenden Infusionsambulanzen durch die Selbstinjektion der Patienten ohne Wirkverlust zu entlasten“. Natürlich haben wir in der letzten mehr als 10 Jahren intensiv über das Verträglichkeits- und Sicherheitsprofil von Natalizumab dazu gelernt. Prof. Ralf Gold aus dem Vorstand des KKNMS betont, „dass zunächst die Sicherheitsauflagen und Vorsorgemaßnahmen wegen der Gefahr einer sogenannten progressiven Leukenzephalopathie (PML) auch für die subkutane Gabe unverändert eingehalten werden müssen“. Die Therapie muss unter fachlich geschultem Personal stattfinden und durch Spezialisten in entsprechend ausgerüsteten Zentren begleitet werden. Auf jeden Fall wird es für Patienten mit hoch aktiver MS eine deutliche Erleichterung der adäquaten Immuntherapie darstellen.

Das Krankheitsbezogene Kompetenznetz Multiple Sklerose (KKNMS) ist eines von bundesweit 21 Kompetenznetzen in der Medizin, die vom Bundesministerium für Bildung und Forschung initiiert wurden. Sie alle verfolgen das Ziel, Forscher zu spezifischen Krankheitsbildern bundesweit und interdisziplinär zu vernetzen, um einen schnellen Transfer von Forschungsergebnissen in die Praxis zu ermöglichen. Der Fokus der aktuellen KKNMS-Projekte liegt auf der langfristigen Verbesserung der MS-Diagnose, -Therapie und -Versorgung. Die Geschäftsstelle ist am Universitätsklinikum Münster angesiedelt.

1952/1953 als Zusammenschluss medizinischer Fachleute gegründet, vertritt die Deutsche Multiple Sklerose Gesellschaft (DMSG) die Belange Multiple Sklerose Erkrankter und organisiert deren sozialmedizinische Nachsorge. Die DMSG mit Bundesverband, 16 Landesverbänden und etwa 800 örtlichen Kontaktgruppen ist eine starke Gemeinschaft von MS-Erkrankten, ihren Angehörigen, fast 4.000 ehrenamtlichen Helfern und 276 hauptberuflichen Mitarbeitern. Insgesamt hat die DMSG fast 43.000 Mitglieder. Mit ihren umfangreichen Dienstleistungen und Angeboten ist sie heute Selbsthilfe- und Fachverband zugleich, aber auch die Interessenvertretung MS-Erkrankter in Deutschland. Schirmherr des DMSG-Bundesverbandes ist Christian Wulff, Bundespräsident a.D.

Multiple Sklerose (MS) ist eine chronisch entzündliche Erkrankung des Zentralnervensystems (Gehirn und Rückenmark), die zu Störungen der Bewegungen, der Sinnesempfindungen und auch zur Beeinträchtigung von Sinnesorganen führt. In Deutschland leiden nach neuesten Zahlen des Bundesversicherungsamtes mehr als 250.000 Menschen an MS. Trotz intensiver Forschungen ist die Ursache der Krankheit nicht genau bekannt.

MS ist keine Erbkrankheit, allerdings spielt offenbar eine genetische Veranlagung eine Rolle. Zudem wird angenommen, dass Infekte in Kindheit und früher Jugend für die spätere Krankheitsentwicklung bedeutsam sind. Welche anderen Faktoren zum Auftreten der MS beitragen, ist ungewiss. Die Krankheit kann jedoch heute im Frühstadium günstig beeinflusst werden. Weltweit sind schätzungsweise 2,8 Millionen Menschen an MS erkrankt.

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