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07.11.2022 – Starkes Übergewicht (Adipositas) erhöht das Risiko, an Multipler Sklerose (MS) zu erkranken. Bisher war jedoch wenig darüber bekannt, welchen Einfluss Adipositas und der Body Mass Index (BMI) auf den Krankheitsverlauf einer MS haben. Dies wurde nun in einer nationalen Langzeitstudie von Mitgliedern des KKNMS untersucht. Die Ergebnisse weisen darauf hin, dass Adipositas bei neu diagnostizierten Patienten einen negativen Effekt auf MS-bedingte Behinderung hat.

Ein hoher BMI während der Kindheit und der Pubertät erhöht das Risiko, später an MS zu erkranken. Welche Auswirkungen der BMI und Adipositas auf den Krankheitsverlauf bei MS-Betroffenen haben, ist bislang jedoch nur unvollständig verstanden.

Diese Zusammenhänge wurden nun in einer im Journal of Neurology, Neurosurgery and Psychiatry publizierten und auf sechs Jahre angelegten Langzeitstudie von Lutfullin et al. [1] retrospektiv untersucht. Für die Bewertung des Krankheitsverlaufes unter Einbeziehung des BMI wurden verschiedene Faktoren berücksichtigt, wie Zunahme der MS-bedingten Beeinträchtigung und Behinderung – gemessen mit Hilfe des ‚Expanded Disability Status Score‘ (EDSS). Insgesamt wurden Daten von 1.066 Patientinnen und Patienten ausgewertet.

Adipositas (BMI ≥ 30) zum Zeitpunkt der Diagnosestellung war mit einem höheren Grad an MS-bedingter Beeinträchtigung assoziiert. Dieser Zusammenhang blieb auch im weiteren Verlauf der Studie bestehen: Der Behinderungsgrad (EDSS-Wert) adipöser Patienten war langfristig signifikant höher als bei nicht-adipösen Patienten. Adipöse Patienten hatten ein mehr als doppelt so hohes Risiko innerhalb von 6 Jahren einen EDSS-Wert von 3, der eine mäßiggradige MS-bedingte Behinderung anzeigt, zu erreichen und erreichten diesen Wert signifikant früher als nicht-adipöse Patienten. Interessanterweise konnte dies jedoch nur für Adipositas, nicht aber für Übergewicht (BMI 25 – 29.9) festgestellt werden. 

„Die Daten unserer Beobachtungsstudie können zwar eine Assoziation, aber keinen ursächlichen Zusammenhang zwischen Adipositas und einem weniger günstigen Verlauf der MS belegen“, so Professor Jan Lünemann, Leiter der Studie. „Adipositas ist jedoch ein grundsätzlich modifizierbarer Risikofaktor. Folgestudien sollen nun potentielle Mechanismen für die beobachtete Assoziation klären und den Effekt einer Gewichtsnormalisierung auf den Verlauf der MS untersuchen.“

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Der Abdruck ist frei.

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  • [1] Isabel Lutfullin; Maria Eveslage; Stefan Bittner; Gisela Antony; Martina Wenzel; Felix Lüssi; Anke Salmen; Barbara Gisevius; Luisa Klotz; Catharina Korsukewitz; Achim Berthele; Sergiu Groppa; Florian Then Bergh; Brigitte Wildemann; Antonios Bayas; Hayrettin Tumani; Sven Meuth; Corinna Trebst; Uwe K. Zettl; Friedemann Paul; Christoph Heesen; Tania Kümpfel; Ralf Gold; Bernhard Hemmer; Frauke Zipp; Heinz Wiendl; Jan D. Lünemann. Association of obesity with disease outcome in multiple sclerosis. Journal of Neurology, Neurosurgery & Psychiatry. Published Online First: 01 November 2022. doi: 10.1136/jnnp-2022-329685
  • Free access link to original article: https://jnnp.bmj.com/content/jnnp/early/2022/10/11/jnnp-2022-329685.full.pdf?ijkey=Xhd4L8jjCSKKZza&keytype=ref

Das Krankheitsbezogene Kompetenznetz Multiple Sklerose (KKNMS) ist eines von bundesweit 21 Kompetenznetzen in der Medizin, die vom Bundesministerium für Bildung und Forschung initiiert wurden. Sie alle verfolgen das Ziel, Forscher zu spezifischen Krankheitsbildern bundesweit und interdisziplinär zu vernetzen, um einen schnellen Transfer von Forschungsergebnissen in die Praxis zu ermöglichen. Der Fokus der aktuellen KKNMS-Projekte liegt auf der langfristigen Verbesserung der MS-Diagnose, -Therapie und -Versorgung. Die Geschäftsstelle ist am Universitätsklinikum Münster angesiedelt.

1952/1953 als Zusammenschluss medizinischer Fachleute gegründet, vertritt die Deutsche Multiple Sklerose Gesellschaft (DMSG) die Belange Multiple Sklerose Erkrankter und organisiert deren sozialmedizinische Nachsorge. Die DMSG mit Bundesverband, 16 Landesverbänden und etwa 800 örtlichen Kontaktgruppen ist eine starke Gemeinschaft von MS-Erkrankten, ihren Angehörigen, fast 4.000 ehrenamtlichen Helfern und 276 hauptberuflichen Mitarbeitern. Insgesamt hat die DMSG fast 43.000 Mitglieder. Mit ihren umfangreichen Dienstleistungen und Angeboten ist sie heute Selbsthilfe- und Fachverband zugleich, aber auch die Interessenvertretung MS-Erkrankter in Deutschland. Schirmherr des DMSG-Bundesverbandes ist Christian Wulff, Bundespräsident a.D.

Multiple Sklerose (MS) ist eine chronisch entzündliche Erkrankung des Zentralnervensystems (Gehirn und Rückenmark), die zu Störungen der Bewegungen, der Sinnesempfindungen und auch zur Beeinträchtigung von Sinnesorganen führt. In Deutschland leiden nach neuesten Zahlen des Bundesversicherungsamtes mehr als 250.000 Menschen an MS. Trotz intensiver Forschungen ist die Ursache der Krankheit nicht genau bekannt.

MS ist keine Erbkrankheit, allerdings spielt offenbar eine genetische Veranlagung eine Rolle. Zudem wird angenommen, dass Infekte in Kindheit und früher Jugend für die spätere Krankheitsentwicklung bedeutsam sind. Welche anderen Faktoren zum Auftreten der MS beitragen, ist ungewiss. Die Krankheit kann jedoch heute im Frühstadium günstig beeinflusst werden. Weltweit sind schätzungsweise 2,8 Millionen Menschen an MS erkrankt.

Krankheitsbezogenes Kompetenznetz Multiple Sklerose
Leitung der Geschäftsstelle: Dr. Zoë Hunter
info@kkn-ms.de
www.kompetenznetz-multiplesklerose.de

Pressestelle des DMSG-Bundesverband e.V.
Leitung Presse- und Öffentlichkeitsarbeit: Ines Teschner 
teschner@dmsg.de
www.dmsg.de

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